Kantonsspital Graubünden
«Chur macht so viel möglich»
Dario schätzt die Vorzüge, die ihm der grösste Schweizer Kanton bietet, und freut sich, dass er mit seiner Arbeit als Pflegefachmann im Kantonsspital Graubünden in Chur den Menschen in der Region in schwierigen Situationen zur Seite stehen kann. Wir haben ihn einen Tag begleitet.
Beste Ausgangslage und das direkt vor der Haustür
«Ich weiss gar nicht, ob ich das laut sagen sollte», meint Dario und lacht. «Aber für mich als Italiener war Chur vor meinem Umzug ein schwarzer Fleck auf der Landkarte.» Wir lachen ebenfalls. Denn es ist klar: Das ist nicht bös oder abwertend gemeint, sondern so war es einfach. Nach knapp zweieinhalb Jahren ist der 43-Jährige aber absolut angekommen im «schwarzen Fleck». Und er geniesst die Vorzüge der 40’000-Einwohner-Stadt Chur. Er fährt mit dem Velo zur Arbeit ins Kantonsspital Graubünden. Und mit dem Auto ist er in einer guten Stunde sowohl in Italien als auch in Deutschland oder anderen Kantonen der Schweiz. «Das gefällt mir sehr an meiner neuen Heimat Graubünden», sagt er – dann zeigt der Wecker 5.45 Uhr: Die Morgenschicht beginnt.
Es braucht Fingerspitzengefühl
Vieles, was Dario tut, ist Routine und vieles nicht. Blutdruckkontrolle, Körperpflege und Medikamentenausgabe gehören zu den täglichen Aufgaben des Pflegepersonals in Spitälern. «Bevor ich herkam, habe ich elf Jahre als Pflegefachmann in meinem Heimatland gearbeitet. Dinge wie diese gehören seit Jahren zu meinem Arbeitsalltag», fasst Dario seinen Tagesablauf als Pfleger im KSGR für uns zusammen. «Wir arbeiten mit Menschen. Und jeder ist anders und möchte anders behandelt werden. Daher erwartet uns jeden Tag Neues. Hier braucht es neben Fachwissen auch …» Er stockt, ihm fällt das Wort nicht ein, sagt dann: «In Italien heisst es ‹tatto›.» «Fingerspitzengefühl», übersetzen wir, und wieder lacht er: «Fingerspitzengefühl, so ein Wort gibt es auch nur auf Deutsch.»
Dario ist für eine feste Anzahl Patientinnen und Patienten verantwortlich. In einer Akutabteilung braucht es jedoch neben dem Fingerspitzengefühl auch Flexibilität. Neue, nicht geplante Eintritte müssen ebenso versorgt werden wie eventuelle Komplikationen bei bereits Aufgenommen. Der Tag eines Pflegers ist voll. Manchmal zu voll. Dazu Dario sehr ehrlich: «Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, wir brauchen mehr Menschen, die sich für einen Pflegeberuf entscheiden. Und ja, dieser Job ist nicht immer einfach, aber es ist ein schöner Job.»
Zusammen lässt sich am meisten erreichen
15.45 Uhr, passend zum Feierabend, verrät er uns mit einem Schmunzeln im Gesicht noch, wie er auf den «schwarzen Fleck» gestossen ist: «Ich laufe Ultramarathon und wandere gerne. Und wo geht das besser als in der Schweiz? Daher habe ich damals Google befragt, welche Krankenhäuser es in der Schweiz gibt, die Personal suchen, und ich musste feststellen: Es gibt keine. Denn das nennt sich hier Spital.» Wieder müssen wir wie so oft an diesem Tag lächeln – Dario ist hier richtig. Denn ja, es ist ein herausfordernder Job. Doch Menschen wie Dario sorgen mit ihrer persönlichen Art und ihrem Einsatz dafür, dass die Patientinnen und Patienten es einfacher haben in schweren Zeiten. «Wir sind ein cooles Team. Gemeinsam lässt sich immer eine Lösung finden.» Und bevor er auf sein Velo steigt, fasst er mit einem Augenzwinkern und dennoch ernstem Ton zusammen: «Ich habe mal eine Zeit lang Gelato verkauft, das heilt auch die eine oder andere Wunde. Doch bei dem, was ich heute tue, geht es um Leben. Das macht mich stolz.»