Von der Republic of Utopia in die ganze Welt: Die Firma Landqart entwickelt im Bündner Rheintal die Reisepässe der nächsten Generation.
«Fälschen», sagt Silvio Inauen, 38-jährig, Quereinsteiger in der Papierbranche, «kann man alles. Die Frage ist nur, wie schwer man es den Fälscherinnen und Fälschern macht.» Und Inauen hat es sich zum Ziel gemacht, es ihnen besonders schwer zu machen. Dafür tüftelt der gelernte Chemiker und heutige Papiertechniker für seinen Arbeitgeber, den Bündner Sicherheitspapierhersteller Landqart, an immer neuen Ideen. Inauen ist dafür zuständig, neue Sicherheitsmerkmale in Banknoten und Pässe zu bringen und neue Bedruckstoffe zu entwickeln. Mal koordiniert er dabei als Projektleiter im Büro, mal legt er im Labor selbst Hand an. Die neuste dieser Entwicklungen hört auf den Namen Durasafe Travel – und ist genau genommen gar nicht mehr ganz neu.
Wir bieten erfahrenen Profis und hungrigen Talenten die Chance, mit uns zu wachsen.
Ein alter Bekannter
Durasafe Travel ist die Antwort auf eine Frage, die vor zweieinhalb Jahren am Hauptstandort von Landqart aufgetaucht war: Was wollen wir eigentlich entwickeln? Womit wollen wir den Punkt, an dem die Kosten-Nutzen-Rechnung für Fälscher*innen positiv wird, noch weiter nach hinten verschieben? Die Antwort lag in einer Papier-Polymer-Kombination, zum wiederholten Mal. Bereits vor zehn Jahren hat Landqart eine solche auf dem Geldmarkt eingeführt. Das Material selbst wird bereits seit 2012 erfolgreich zur Herstellung von Geldnoten – etwa der aktuellen Schweizer Serie – eingesetzt. Neu aber ist die Idee, es auch in Pässen einzusetzen.
Ein üblicher Reisepass besteht aus vier Teilen: Cover, Datenseite, die Visaseiten für Stempel und die Innenseite des Covers. Etliche Sicherheitsmerkmale können auf diesen angebracht werden. Welche, darüber entscheiden in erster Linie zwei Dinge: die Wünsche der Kunden und das Material, aus dem die jeweilige Seite besteht. «Manche Kunden haben Spezialwünsche», so Inauen. «Etwa zwei Zentimeter breite Fäden oder vier Millimeter dickes Papier.» Nach Möglichkeit werden diese hier umgesetzt. «Möglich ist fast alles», sagt Inauen. «Ausser wenn jemand einen meterdicken Pass bestellt.»
«Papier hat eine Zukunft»
Zu den üblichen Sicherheitsmerkmalen, aus denen Kunden wählen können, gehören Wasserzeichen, Sicherheitsfäden und sogenannte Zweit- und Drittstufenmerkmale. Das sind zum Beispiel Druckfarben, die man nur unter UV- oder Infrarotlicht erkennt. Oder geheime Merkmale, die nicht einmal die Zöllner auslesen können. Mit Durasafe Travel kommen neue Merkmale hinzu, etwa Sichtfenster in allen möglichen Formen oder Halbfenster mit einem Sicherheitsfaden im Polymer. «Mit normalem Papier geht das natürlich nicht», so Inauen.
Republic of Utopia
Um Durasafe Travel herzustellen, wird von einer fabrikhallengrossen Maschine in Landquart eine Polymerschicht zwischen zwei Papierschichten eingelassen. Heraus kommt das Polymer-Papier-Komposit, das Pässe um ein Vielfaches stabiler und schwieriger zu fälschen macht. Ab nächstem Jahr wird es auch auf dem Identitätsmarkt zum Einsatz kommen. Die Entwicklung ist abgeschlossen, erste Kunden sind auch schon gefunden – auch wenn auf dem Musterpass in Inauens Büro derzeit noch «Republic of Utopia» steht. Jetzt geht es darum, das Produkt bekannt zu machen.
Auch wenn manche Länder bei ihren Pässen schon komplett auf Polycarbonat umgestellt haben und mit der Digitalisierung elektronische Visa Einzug halten: «Papier hat eine Zukunft», ist sich Inauen sicher. Ganz verschwinden werde es nie. Innovative Lösungen wie Durasafe Travel sorgen dafür.